„Stiller Killer“ LDL-Cholesterin: Ergebnis ÖGGK Health Mobil-Tour

„Stiller Killer“ LDL-Cholesterin: Ergebnis ÖGGK Health Mobil-Tour

Mehr als ein Viertel aller Herz-Kreislauf-Todesfälle ist ursächlich auf erhöhtes LDL-Cholesterin zurückzuführen. Das ist bekannt. Dennoch ist das Bewusstsein in der Bevölkerung unverändert zu gering – wie auch die Ergebnisse der ÖGGK Health Mobil-Tour bestätigten. Die Cholesterin Allianz war deshalb gemeinsam mit der ÖGGK „Aktiv gegen hohes Cholesterin“ und weist zudem auf die Bedeutung von Lp(a) sowie Präventionsmaßnahmen ab dem Jugendalter hin.

„Vier von fünf aller Herz-Kreislauf-Todesfälle werden durch Herzinfarkte, Schlaganfälle verursacht. Und 28 % dieser Todesfälle stehen in Zusammenhang mit erhöhtem LDLCholesterin. Trotzdem ist das Bewusstsein in der österreichischen Bevölkerung für die Be-deutung von zu hohem LDL-Cholesterin unverändert viel zu gering“, sagt Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Vorstand der Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus Barmherzige Brüder Linz und Präsident der Cholesterin Allianz.

Folglich werden die Zielwerte für das Gesamtcholesterin in Österreich selbst in der jungen Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen nur von 74 % der Männer und von 63 % der Frauen erreicht. Danach sinkt bei Männern dieser Anteil bis zum 80. Lebensjahr auf 43-46 %. Bei Frauen weisen in der Gruppe der 30- bis 44-Jährigen nur 57 % gute Werte auf, dann nur noch weniger als 40 %.

Folgen von zu hohem LDL-Cholesterin

Ist zu viel LDL-Cholesterin im Blut, lagert es sich in der Wand von Blutgefäßen (Arterien) zusammen mit weißen Blutkörperchen und Kalzium ab – und zwar im ganzen Körper, vom größtem bis zum kleinsten Gefäß. Diese Ablagerungen nennt man „Plaques“. Und sie können dazu führen, dass das betroffene Körpergewebe nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und dass es – im Fall eines vollständigen Verschlusses eines Blutgefäßes – zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder auch zur sogenannten „Schaufensterkrankheit“ kommt.

Freilich sind nicht nur die großen Gefäße betroffen – letztlich leidet der gesamte Körper. Denn wo Blut fließt, sind Gefäße im Spiel: Auch Nieren, Augen, Nerven, das Gehirn und sogar der Verdauungstrakt und die Genitalorgane können geschädigt werden. Die Nieren beispielsweise reagieren empfindlich auf Durchblutungsstörungen und entwickeln unter atherosklerotischer Belastung nicht selten eine chronische Nierenerkrankung. Im Auge kann es zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung kommen, das Gehirn ist neben dem Risiko für Schlaganfälle auch durch vaskuläre Demenz bedroht. Nervenbahnen leiden unter mangelnder Durchblutung – was zu Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Muskelschwäche führen kann. Und selbst der Darm oder die erektile Funk-tion bleiben nicht verschont. Atherosklerose ist daher keine lokale, sondern eine systemische Erkrankung – mit weitreichenden Folgen für nahezu jedes Organ.

Senkung des LDL-Cholesterins – je früher, desto besser

„Deshalb ist die Senkung des LDL-Cholesterins ein zentraler Pfeiler in der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen“, so Clodi. „Sowohl die WHO als auch das österreichische Gesundheitsministerium haben die Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die Agenda genommen – die WHO mit konkreten Zielen, die nationale Behörde mit einer Strategie zur Vorsorge bei nicht übertragbaren Erkrankungen.“

„Aktuelle Studien bestätigen, dass ein dauerhaft niedriger LDL-Wert – idealerweise bereits ab der Jugend – das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall signifikant reduziert“, unterstreicht Clodi. „Die European Atherosclerosis Society betont, dass das Risiko für koronare Herzkrankhei-ten direkt mit der kumulativen Exposition gegenüber LDL-Cholesterin korreliert. Eine lebenslan-ge Senkung des LDL-Spiegels minimiert die Anzahl der Partikel, die sich in den Arterienwänden einlagern, und verlangsamt somit den Aufbau von Plaques. Daher ist es entscheidend, bereits in jungen Jahren mit der Kontrolle und gegebenenfalls der Senkung des LDL-Cholesterins zu beginnen.“

„Dazu ist Bewusstseinsbildung unverzichtbar. Denn Cholesterin ist ein ‚Stiller Killer‘, weil man über sehr lange Zeit nichts von der Verschlechterung des Zustands merkt. Umso wichtiger sind frühzeitige und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen“, unterstreicht der Präsident der Cholesterin Allianz, die als Expert:innen-Gremium seit rund zwei Jahren die Gefahren aufzeigt.

Tour mit dem ÖGGK Health Mobil durch Österreich

Um zu solchen Tests einen niederschwelligen Zugang zu ermöglichen, organisierte die Österrei-chische Gesellschaft vom Goldenen Kreuze im Auftrag der Cholesterin Allianz eine Tour mit dem ÖGGK Health Mobil. „Unser fahrendes Gesundheitssystem bot an fünf Stationen in ganz Öster-reich die Gelegenheit, gewissermaßen im Vorbeigehen einen Cholesterin-Check machen zu lassen“, erklärt Mag. Erika Sander, Generalsekretärin der ÖGGK. „Hochrangige Expert:innen sowie erfahrene Ärzt:innen führten dabei ohne Voranmeldung Untersuchungen zu LDL-Cholesterin, HbA1c (Blutzucker) und Blutdruck durch.“ Interessierte bekamen innerhalb von Minuten ihre Werte und zahlreiche Ratschläge mit. Bei Bedarf wurde zur vertiefenden Untersuchung an Haus- oder Fachärzt:innen verwiesen.

Ernüchternde Ergebnisse – fast ein Viertel mit zu hohen Werten

Bei diesen Tests zeigte sich ein besorgniserregender Trend: Von 273 untersuchten Personen mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren wiesen 21 % zu hohe Gesamt-Cholesterin-Werte auf. Bei 18 % war der LDL-C-Wert erhöht. Parallel dazu waren ebenso die Untersuchungsergebnisse beim Hba1c /Blutzucker (mit 19 %) und beim Blutdruck (mit 22 %) über den Zielwerten. „Und das ob-wohl 54 % bereits eine Dauermedikation einnehmen und vermutlich die Gelegenheit nutzten, um zusätzlich zum Besuch beim Hausarzt einen Check zu machen“, betont Sander. 14 % der Teilnehmer:innen wurde von den untersuchenden Ärzt:innen dementsprechend eine medikamentöse Cholesterin-Therapie empfohlen. Nicht zuletzt, weil auch 33 % eine familiäre Disposition im Be-reich Herz-Kreislauf-Erkrankungen angegeben hatten.
„Selbstverständlich sind diese Ergebnisse nicht repräsentativ für die österreichische Bevölkerung und bilden auch vor allem ein städtisches Kollektiv ab“, so Clodi. „Sie sollten aber dennoch die Alarmglocken schrillen lassen. Wir werden daher unvermindert informieren, auf die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen hinweisen und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse an die Öffentlichkeit bringen.“

Lipoprotein(a): Der unterschätzte Risikofaktor

Lange Zeit unterschätzt wurde etwa Lipoprotein(a). Lp(a) ist ein genetisch bestimmter Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Etwa 20 % der Bevölkerung weisen erhöhte Lp(a)-Spiegel auf, die mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall und Atherosklerose assoziiert sind. Lebensstiländerungen und herkömmliche Cholesterinsenker haben kaum Einfluss auf Lp(a). Die frühzeitige Identifikation und das Verständnis seiner Rolle können entscheidend zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen beitragen.

Früherkennung und Prävention: Ein Appell an die Jugend

„Die frühzeitige Identifikation von erhöhtem LDL-Cholesterin und Lp(a) ist entscheidend“, betont Clodi. „Insbesondere bei familiärer Hypercholesterinämie, einer der häufigsten genetischen Erkrankungen, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung essenziell, um das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zu minimieren. Es wird empfohlen, bereits im Jugendalter Cholesterinwerte zu bestimmen und bei Bedarf therapeutische Maßnahmen zu ergreifen.“

Über das ÖGGK Health Mobil

Das ÖGGK Health Mobil ist ein „Gesundheitszentrum auf Rädern“ und bietet auf einer Fläche von 14 m² eine Vielzahl medizinischer Leistungen, die der Prävention dienen und unterschiedliche Themenschwerpunkten abdecken können: So wurden bereits Vorsorgechecks und Untersuchun-gen auf Rheuma & Schmerzen durchgeführt. Aber auch eine weitreichende Impfkampagne gegen HPV wurde damit wirkungsvoll unterstützt.
Durchgeführt werden die medizinischen Checks durch ein Team aus zumindest einer/m Ärzt:in, diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger:innen sowie Administrationspersonal. Die Durch-führung ist unkompliziert: Ohne Terminvereinbarung meldet man sich einfach vor Ort an. Nach der Konsultation findet ein kurzes Abschlussgespräch mit der/m Ärzt:in statt, und man erhält einem Befund, der online abrufbar ist. Damit können ggf. weitere Schritte, wie beispielsweise der Besuch einer/s Hausärzt:in oder Fachärzt:in, in Erwägung gezogen werden.

Pressegespräch am 18. Juni 2025

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