Finissage: Silvia Argiolas – Ragazze

Finissage: Silvia Argiolas – Ragazze

Die Österreichische Gesellschaft vom Goldenen präsentiert – begleitet von Angela Stief – regelmäßig KünstlerInnen, die sich mit Outsider-Art befassen. Bei der letzten Ausstellung waren Arbeiten der Italienerin Silvia Argiolas zu sehen. Den Abschluss bildete die Finissage am 23. März 2023!

Mit der Schau „Ragazze“ von Silvia Argiolas setzte die ÖGGK nach einer längeren pandemiebedingten Durststrecke künstlerisch wieder einen neuen Akzent. Den Schlusspunkt bildete die Finissage am 23. März 2023, bei der die Künstlerin mit der Kuratorin Angela Stief, Direktorin und Chefkuratorin der Albertina Modern, noch einmal über ihre Arbeiten sprach.

Im Mittelpunkt des Werkes von Silvia Argiolas stehen häufig Frauen und deren zugerichtete Körper. Durchaus provokant versucht sie bei den Betrachtenden starke Reaktionen hervorzurufen. Alltägliche und medial transportierte Geschichten scheinen sich in diesen Bildern mit fantastischen Erzählungen zu einer modernen Fiktion zu verbinden. Silvia Argiolas waren schon mehrere Einzelausstellungen in Mailand, Rom, Modena und Köln gewidmet. In Wien ist sie zum ersten Mal zu sehen. Das Besondere an der aktuellen Schau: Silvia Argiolas lebte eine Woche vor der Eröffnung in Wien bei der ÖGGK als „Artist in Residence“ und produzierte neue Werke mit Materialien, die sie hier fand.

SILVIA ARGIOLAS – RAGAZZE​

Silvia Argiolas, die als Kind davon träumte Dichterin zu werden und deren erstes Ausdrucksmittel die Zeichnung war, stellt in ihren Werken häufig Frauen und deren zugerichtete Körper in den Mittelpunkt. Ob blaue Haare, enge Kleider, kurze Röcke, üppige Dekolletés, lange Wimpern, stark geschminkte Gesichter, High Heels oder Anspielungen auf das Rotlicht-Milieu – stets will die Künstlerin gesellschaftliche Konventionen von Geschlecht und weibliche Stereotypisierungen überzeichnen. Durchaus provokant versucht sie bei den Betrachtenden starke Reaktionen hervorzurufen; Dogmen und Ideologien zu dekonstruieren. Argiolas sagt, dass sie von einer freien Welt ohne Vorurteile träume und Kunst für sie an erster Stelle ein Vehikel der Kommunikation sei. Dabei stellt sie patriarchale Strukturen an den Pranger. Insbesondere in den neueren Arbeiten theatralisiert sie die Attribute des Weiblichen. Masken und Ausschnitte aus Magazinen wirken wie Versatzstücke einer ironischen Camouflage. Darstellungen von Mensch und Tier vermischen sich zu seltsamen Hybridwesen.

Alltägliche und medial transportierte Geschichten scheinen sich in diesen Bildern mit fantastischen Erzählungen zu einer modernen Fiktion zu verbinden. Eine Bild-im-Bild-Ästhetik, Gruppenporträts, Landschafts- und Interieur-Darstellungen sowie stark verdichtete Bildgeschichten, die schwer zu decodieren sind, zeigen häufig das Interesse der Künstlerin an der Erkundung des Marginalen und der Kultivierung des Unvollkommenen.

Silvia Argiolas multimediale Arbeiten zwischen Realität und Imagination basieren insbesondere auf Collage-, Assemblier- und Drucktechniken. Einen experimentellen Charakter erhalten sie durch die Verwendung von gefundenen Materialien und des Airbrush. Ausgehend von frühen Zeichnungen, später dann Malereien und Selbstporträts entwickelt die Künstlerin visuelle Narrative, die dem Expressionismus und der Art Brut geschuldet sind.

Silvia Argiolas ist 1977 in Cagliari, Sardinien, geboren. Sie lebt und arbeitet in Mailand.