18 Dez. Im Gespräch mit Edith Lachinger
Als Delegierte gestaltet Mag. Edith Lachinger die Arbeit unseres Vereins aktiv mit. Seit November 2025 ist die Juristin und profunde Kennerin des österreichischen Gesundheitswesens nun auch Teil der Geschäftsführung der Mavie Med Holding und verantwortet dort die Bereiche Human Resources und Recht. Wir haben dies zum Anlass genommen, um sie zu ihrer Sicht auf die Zukunft der Patientenversorgung zu befragen.
1. Ambulantisierung, Prävention & gemeinsame Verantwortung
Österreichische Gesellschaft vom Goldenen Kreuze:
Die ÖGGK engagiert sich seit über 130 Jahren für Gesundheitsprävention. Gleichzeitig treiben Sie bei Mavie Med die Weiterentwicklung ambulanter Versorgungsmodelle voran. Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten?
Mag. Edith Lachinger:
Der medizinische Fortschritt zeigt uns deutlich auf, wohin der Trend geht: hin zu kürzeren Verweildauern in der stationären Versorgung, dafür mehr Fälle, die ambulant behandelt werden können. Das erfordert neue Versorgungslogiken. Als Anbieter tragen wir dieser Entwicklung organisatorisch Rechnung und schaffen entsprechende Strukturen. Oberste Prämisse: den Patient:innen exzellente Medizin zu bieten und beste Versorgung von der Kontaktaufnahme bis zur Nachbetreuung. Der Erfolg des Vereins liegt im Fokus auf Gesundheitskompetenz und im niederschwelligen Zugang zu Präventionsmaßnahmen – also darin, Menschen aktiv in das Gesundheitssystem einzubinden. Die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Mavie Med und der Gesellschaft vom Goldenen Kreuze zeigt, dass das sehr verbindende Elemente sind: es ist ja für die Patient:innen wichtig zu wissen, wo sie im Fall der Fälle geeignete Ansprechpartner:innen im Gesundheitssystem finden. Ich freue mich sehr, den Weg des Vereins schon einige Zeit als Delegierte begleiten und mitgestalten zu dürfen.
2. Telemedizin, Effizienz & Eigenverantwortung
Österreichische Gesellschaft vom Goldenen Kreuze:
Telemedizin und digitale Lösungen gelten als Innovationstreiber im Gesundheitswesen. Wo sehen Sie deren tatsächlichen Nutzen?
Mag. Edith Lachinger:
Telemedizin ist kein Selbstzweck, sondern eine notwendige Voraussetzung dafür, dass unser Gesundheitssystem auch künftig leistungsfähig und leistbar bleibt. Sie hilft, Patient:innen rasch eine Kommunikationsmöglichkeit zu bieten, dabei aber auch Ressourcen zu schonen, Abläufe zu unterstützen und administrative Aufgaben für das medizinische und pflegerische Fachpersonal zu reduzieren. Gleichzeitig stärken digitale Lösungen die Eigenverantwortung der Patient:innen und ermöglichen – immer unter den Voraussetzungen des Datenschutzes – die Gewinnung qualitätsvoller Daten. Diese Daten sind entscheidend, um medizinische Leistungen zielgerichtet, evidenzbasiert und effizient zur Verfügung stellen zu können.
3. Frauengesundheit & Datenlage
Österreichische Gesellschaft vom Goldenen Kreuze:
Sie setzen sich intensiv mit dem Thema Frauengesundheit auseinander. Warum ist dieses Thema aus Ihrer Sicht systemisch relevant?
Mag. Edith Lachinger:
Frauen sind in der medizinischen Forschung und in klinischen Studien weiterhin deutlich unterrepräsentiert, was dazu führt, dass viele Erkenntnisse und Behandlungsstandards primär auf Männer bezogen sind. Diese Verzerrung hat messbare Auswirkungen: Bei Herzinfarkten werden Frauen häufiger falsch diagnostiziert. Es ist daher dringend notwendig, geschlechtersensible Daten systematisch zu erheben und in Forschung sowie Versorgung einzubeziehen. Nur so kann medizinische Versorgung wirksam, effizient und gerecht gestaltet werden – zum Wohle aller Patient:innen.